Köster Klickermann liest die Leviten
Schulmuseum in Kirch Baggendorf erzählt Geschichten

Der Rohstock pfeift durch die Luft. Im Klassenzimmer herrscht Totenstille. Dann der erste, der zweite und auch noch ein dritter Hieb aufs Hinterteil. Das Kurtchen zieht die Hosen wieder hoch und setzt sich etwas schief auf die raue Holzbank. Köster Klickermann kann mit der Religionsstunde fortfahren. Unterricht in Kirch-Baggendorf anno 1867.

Im idyllisch gelegenen Dorf zwischen Tribsees und Grimmen weht ein rauer Wind, wenn die Tagelöhner-Bengels nicht spuren.

Dorfschulalltag, den Besucher im Jahr 2001 nachempfinden können. Das Schulmuseum mitten im Ort und Köster Klickermann alias Karl Sonnenfeld machen es möglich.

44 Jahre lang war Sonnenfeld als Lehrer im Schuldienst. Die meiste Zeit davon in Kirch- Baggendorf. "Hier braucht mir keiner was vorzumachen", meint der 73-Jährige schmunzelnd und holt ein fast schon vergilbtes Klassenfoto vor. "Der Lütte mit der kurzen Hose und den zerschrammten Knien dort in der Ecke war auch ein ganz flotter. Heute ist er Landrat."

Sonnenfeld kennt nahezu jeden Jungenstreich, die Familienverhältnisse und fast alle Ausreden, die Schüler so haben. Als Führer durch die regionale Schulgeschichte bringt der Lehrer a.D. auf berechtigte Nachfrage so manches dunkle Schülergeheimnis ans Licht. Mit Humar, honorigem Auftreten und eben in Gestalt des berühmten Köster Klickermann. Rudolf Tarnows beispielhafter Lehrerfigur des 19. Jahrhunderts.

Den Rohrstock in der Hand, im swarten Herrgottsdischrock und mit einem strengen Blick über die Brille gibt er nach Voranmeldung Unterricht für Jung und Alt. Ein Gaudi, das sich Besucher des wunderschönen Trebeltals nicht entgehen lassen sollten. Schon um endlich einmal die Wahrheit über das geografische Weltgefüge zu erfahren.

Das besteht - so Klickermann - nämlich einzig und allein aus Mecklenburg. Ein ganz spezieller mecklenburgischer Globus, der im Schulmuseum steht, ist der Beweis dafür. Der Herr Baron, so erzählt Tarnow, hat einst seine Anschaffung verfügt und wird schon wissen warum.

1770 war die Schule von Kirch-Baggendorf eingerichtet worden. Damals noch im Küsterhaus untergebracht, bot die einklassige Volksschule mehr schlecht als recht Platz für 80 bis 100 Kinder. Auf dem Lehrplan stand Rechnen, Schreiben, Singen und vor allem Religion.

"Daran hatte sich auch lange wenig geändert", berichtet Sonnenfeld. "Die Devise lautete damals, zwei Ochsen vor

dem Pflug und einer dahinter reichen aus".

Die Besichtigung der Kirch-Baggendorfer Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert schafft Andacht und die unglaubliche Ruhe der Natur im Trebeltal macht die Sinne frei für die Reise zu 'Köster Klickermann' dem Schaulpatron, dem Herrn Baron von Grot-Clamohn und zu Kurtchen mit den Striemen am Hintern.

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